Freitag, 7. März 2014

Verloren im Watt

Der moderne Mensch läßt ja so allerhand in der Gegend rumliegen. Warum das modern ist, darum soll das hier mal nicht gehen. Denn Bernsen ist das egal, ob modern oder nicht. Er hebt auf was er findet und schleppt es mit in das kleine Friesenhaus hinterm Deich. Was Sietje seit geraumer Zeit nervt. Also hat sie all das Zeugs in den Schuppen verfrachtet. Da liegt inzwischen so viel rum, da wird es sogar für die Familie Feldmaus langsam eng. Aber nicht, dass du denkst, der Bernsen fährt weit in der Gegend herum, um liegen gelassenes Zeug zu sammeln. Braucht er gar nicht. Es reicht, wenn er einen Spaziergang über den Deich, die Salzwiesen hin zum Strand macht.







Donnerstag, 12. September 2013

Seenebel im Watt

Seenebel im Watt

Bernsen will mit seiner aus Berlin angereisten Tochter ins Watt.
Sietje, seine Frau, tippt sich an die Stirn. Ohne Strandeintritt zu zahlen? Niemals.
Bernsen aber glaubt prinzipiell an den guten Willen der Menschen, will sich allerdings absichern. Er nimmt den Hörer in die Hand, um nachzufragen, ob seine Tochter als Tagesgast dem Weltnaturerbe Wattenmeer einen Besuch abstatten kann, ohne Kurbeitrag und Strandeintritt zu zahlen.
Eine weibliche Stimme meldet sich gruß- und namenlos, outet sich aber immerhin als Mitarbeiterin der zuständigen Cuxhavener Tourismusinstitution. Bernsen bringt sein Anliegen vor und wartet. Nach zwei, drei gefühlten Warteschleifen und einem nachfragenden "Hallo" hört Bernsen ein geschnaubtes, entschiedenes:
Nein, kann sie nicht.
Bitte?
Nein. Erstens, so die Tourismusexpertin, kann seine Tochter den Strand nur zu geführten Wattwanderungen kostenfrei überqueren. Spätestens dann hat sie allerdings einen Obolus an den Wattführer zu entrichten. Also nix mit umsonst ins Watt. Und zweitens: Selbst wenn sie die Wattführung - sagen wir, verweigert - muss sie zahlen. Oder hat sie Flügel und kann über den Strand fliegen? Nein? Dann muss sie wohl den Strand betreten, um ins Watt zu kommen? Aha. Oder hat sie womöglich Sprungfedern unter den Füßen? Auch nicht? Sehn Sie, sagt die Mitarbeiterin der Strandaufsicht. Also muss Strandeintritt zahlen wer ins Watt will, auch die Söhne und Töchter der hier ansässigen Bürger.

Bürger Bernsen wundert sich derweil über Inhalt und Rhetorik. Was die Dame von der Tourismusverwaltung zu neuen Höhenflügen kreativer Vorschläge zu animieren scheint. Alternativ könnte Bernsen samt Tochter auf die frühen Morgenstunden oder den Abend ausweichen, da es zu diesen Zeiten keine Kontrollen gibt.
Auf Bernsens Nachfrage, ob sie weitere praktische Tipps für ihn hat, weist die Dame ihn noch auf den Reiz einer kostenfreien Nachtwattwanderung bei Vollmond hin.
Noch Fragen?
Bernsen will sich bedanken für das informative, höflichkeitsfloskeln vermeidende Gespräch. Das spart allen Beteiligten Zeit. Folgerichtig hat die Dame bereits aufgelegt.

Während Sietje sich in ihrer Meinung nun bestätigt sieht, gibt Bernsen nicht auf und will es direkt am Strand versuchen. Verordnungen sind ja immer so eine Sache, Verwaltungsangestellte eine andere und Papier ist geduldig. Der geschulte Praktiker vor Ort aber der handelt bürgernah.

Wenig später trifft Bernsen in der Nähe des Strandhauses Döse auf eine junge Dame, die an einem Strandkorb steht und Strandeintritt kassiert. Bernsen findet sie hübsch und freundlich und sie erinnert ihn an seine Tochter.
Auf Bernsens Frage hin lächelt die junge Dame. Um ins Watt zu kommen kann er gerne während der ausgewiesenen Wattwanderzeit den Strand überqueren - gratis selbstverständlich. Und an einer geführten Zwangswattwanderung müsse er natürlich auch nicht teilnehmen. Unter uns: das geht gar nicht und ist doch wohl, sie verdreht die Augen, Blödsinn.

Da kann man sich vorstellen, wie der Bernsen erleichtert ist und sich jetzt freut. Am liebsten würde er direkt Sietje oder seine Tochter anrufen und ihnen die frohe Botschaft melden - quasi, o glücklich kostenfreie Zukunft im Watt. Aber die Zeit drängt, das Wasser kehrt bald zurück und Bernsen will die verbleibende Zeit nutzen. Also zieht er sich erfreut den ersten Schuh aus - wobei es bleibt, da die hübsche Dame ihm auf die Schulter tippt und ihn in seinen wattwandernden Vorbereitungen stoppt.
Nicht dass es da ein Missverständnis gibt, meint sie und blickt jetzt etwas strenger. Er kann natürlich kostenfrei den Strand überqueren und ins Watt gehen. Nur eben nicht hier an dieser Stelle.

Jetzt muss man wissen, dass der Bernsen gelegentlich schon mal Hörprobleme hat und von daher seinen Ohren grundsätzlich misstraut. Schon zu oft hat er sich verhört und ohne nachzufragen losgepoltert, weil ihm das, was er zu hören glaubte, nicht gefallen hat. Das gab dann oft unnötigen Stress und Streit und weil Bernsen jetzt keinen Streit will fragt er noch mal nach.
Die junge Frau zeigt Verständnis. Wenn er zur Wattwanderzeit ins Watt will und den Strandeintritt nicht zahlen möchte, muss er die vorgeschriebenen Übergänge benutzen. Und die befinden sich in Sahlenburg, Duhnen und an der Kugelbake.
Bernsen, einen Strumpf und einen Schuh in der Hand, einen nackten Fuß im Sand eingegraben, und dadurch inzwischen in leichte Schieflage geraten, macht den Mund auf und zu und denkt an verendende Fisch. Ob denn diese Übergänge besonders für Wattwanderer präpariert sind? Dienen sie vielleicht als Sicherheitsschleusen und Schutz gegen heimliche Strandbetreter, diese quasi Kleinkriminellen? Da zuckt die linke Augenbraue der jungen Dame leicht. Sie wendet sich ab und dem nächsten Gast zu.

Egal, denkt sich Bernsen: für seine Tochter ist ihm kein Weg zu weit. Also zieht er seinen Fuß aus dem Sand, Strumpf und Schuh wieder an und macht sich auf den Weg Richtung Duhnen, zum angegebenen Kontrollpunkt.
Als Bernsen endlich, durch pflichtbewusste und freundliche Mitarbeiter von einem Übergang zum nächsten verwiesen, den vorgeschriebenen Eingang ins Weltnaturerbe Wattenmeer erreicht, ist dieser verwaist, der Strandkorb verschlossen.
Bernsen blickt auf das Watt hinaus. Ihm ist kalt.
Neuwerk ist verschwunden. Seenebel zieht auf.

Mittwoch, 11. September 2013

Eine Unhinnehmbarung

Neulich erreichte Bernsen folgender Text. Betroffen veröffentlichen wir wie gewohnt unkommentiert, unzensiert und frei von politischer Einflussnahme.
Wie lange wollen wir das noch hinnehmen?
Sehr geehrte Damen und Herren. Seit über 25 Jahren fahren ich und Muddi nicht nur regelmäßig nach Cuxhaven, wir fahren auch gerne Rad. Und es versteht sich von selbst, dass wir uns auf witterungsbedingte Gegebenheiten möglichst einheitlich einstellen. Ebenso wie wir uns gerne den Ess- und Trinkgewohnheiten der Einheimischen anpassen und gerne regelmäßig fangfrischen Fisch essen und zu einem gepflegten Pils in urig-norddeutscher Gesellschaft nicht nein sagen. Derart gesättigt und locker-luftig gekleidet lässt es sich vom Frühling bis zum Sommer bestens mit gut geölten Rädern radeln. Ich voran, Muddi im Windschatten. Wobei wir beim eigentlichen Thema dieses Leserbriefes wären. Denn man muss jetzt leider „leider“ sagen und in der Vergangenheit sprechen, denn aus ist es mit „es lässt sich gut radeln“; statt dessen heißt es jetzt: Es ließ sich gut radeln und gut ist jetzt schon mal gar nichts mehr. Frischer Fisch hin, gezapftes Pils her. Nein, keine Sorge, Muddi ist nichts passiert und die neuerlichen Schlickfallen im Watt können uns als Radler ebenso egal sein wie die katstrophalen Zuschauerzahlen vergangener Volksmusikveranstaltungen. Aber was uns Urlaubern jetzt geboten wird, ist eindeutig nicht mehr hinnehmbar. Die Gründe sind eindeutig und nicht länger zu vertuschen. Und komm mir nach diesem Winter bloß keiner mit Klimawandel!
Worum es geht? Wind! Es geht um den Wind! Ist denn hier noch niemandem aufgefallen, dass der Wind geradezu macht was er will? Fragen Sie mal mich und Muddi. Wir mussten mehrfach feststellen, dass der Wind neuerdings dazu neigt, vermehrt aus unterschiedlichen Richtungen zu wehen. Jahrelang haben wir brav und ohne Murren unsere Kurtaxe gezahlt, in dem Wissen, dass der Wind meistens in für uns angenehme Weise weht. Und jetzt? Mal weht er von der einen, mal von der anderen Seite; quasi mal von da und mal von dort. Der Wind zeigt völlig neue, uns so nicht bekannte Qualitäten. Wir fragen uns natürlich: Warum wird das verheimlicht? Über alles Mögliche wird geredet und geschrieben. Aber über den Wind? Nichts. Selbst in der hiesigen Zeitung: keine Wort über den Wind. Dabei muss man sich doch nur mal aufs Rad schwingen und den Test machen. Egal wann wir in den letzten Monaten in unserem geliebten Cuxhaven waren und frohen Mutes in die Pedale unserer Klappräder traten: immer Gegenwind. Waren wir es über Jahre gewohnt auf unserem Weg den Wind wenigstens einmal im Rücken zu spüren, so scheint er uns jetzt eine Nase zu drehen. Von zunehmenden Windstärken will ich hier mal gar nicht reden, macht ja sonst auch keiner. Sicher, es gab und gibt Ausnahmen. Aber im Großen und Ganzen kann man sagen, früher hatten wir den Wind auf unserer Seite. Und jetzt? Wir wollen, wir können diese wechselnde Winde nicht mehr hinnehmen. Diese Unzuverlässigkeit bedeutet eine enorme Qualitätseinbuße nicht nur für uns, nein, für den gesamten Tourismus. Andere, langjährige Urlauber haben uns dieses windige Hin und Her bestätigt und denken ebenfalls über Konsequenzen nach. Wenn das so weiter geht, wird es böse enden mit dem Kurort Cuxhaven. Wir fordern endlich höhere Deiche entlang der Radwege, die verlässlich verhindern, dass der Wind zum Dauerhindernis wird. Und wenn Wände vor Lärm schützen, dann werden sie auch den Wind in geordnete Bahnen lenken können. Ansonsten werden es sich die treuen Urlauber überlegen, ob sie sich den Wind weiter im Cuxland um die Ohren wehen lassen wollen. So wie ich und Muddi uns jetzt schon überlegen, ob wir uns nicht nach anderen Trainingsanzügen umschauen sollten, die farblich in eine Berglandschaft passen.
Zerzauste Grüße, Rudolph Greiner und seine Muddi

Watt'n Text

Sonntag, 8. September 2013

Gefiederte Freunde des Watts II

Kleine Wattkunde Teil 1: Nach den „Glorreichen Sieben“ , den „Fab Four“, den „Big Five“ und der „Flying Pizza“ erleben wir jetzt die Geburtsstunde einer weiteren unschlagbaren Truppe:


Fliegende Fäuste mögen einem da in den Sinn kommen oder eine, trotz fünffacher Belegung, fliegende Pizza. Beides ist, nimmt man es zu sich, gleicher- und bekanntermaßen schlecht verdaulich, meint der Wattwurm. Bernsen aber hat nicht locker gelassen und sich schlau gemacht. Die unglaubliche Lösung hinter der vermuteten Zirkusnummer: bei den Flying Five handelt es sich um Alpenstrandläufer, Brandgans, Austernfischer, Silbermöwe und Ringelgans. Kormoran und Haubenlerche wird es freuen.

Aber: Keine  Flugschau ohne Bodenpersonal. Deshalb demnächst hier Teil zwei unserer kleinen Wattkunde: die „Small Five“ des Watts. Dabei soll es sich Gerüchten nach um Herzmuschel, Strandkrabbe, Wattschnecke, Nordseekrabbe und natürlich den Wattwurm handeln.

Wenn ich mir aber diese Fives so ansehe, dann bin ich gespannt, wie sich das Verhältnis der Protagonisten entwickelt. Ich würde mal sagen: Kampf der Wattgiganten. Im Showdown treten die Flying Five an gegen die Small Five. Als Schiedsrichter präsentiert sich ein frisch eingetroffener Seeadler. Ein ungleicher Kampf, sollte man meinen ...

Watt’n Schauspiel

Samstag, 7. September 2013

Gefiederte Freunde des Watts I

Heute: Gallus gallus domesticus, das Haushuhn.
Damals, als der Hahn in ländlicher Idylle allmorgendlich beim ersten Sonnenstrahl auf den Misthaufen kletterte und krähte, wusste nicht nur der noch sehr junge Bernsen, es ist Zeit. Raus aus dem Bett, rein in die Stiefel, in der Küche duftete es bereits nach Kaffee und lediglich der Vater wälzte sich und hoffte wie jeden Morgen auf Erbarmen, bevor auch er dem Drängen des Hahns nachgeben musste und sich aus dem Bett rollte. Im Stall stiegen unterdessen die Hühner von der Stange, lamentierten wie immer lauthals und durcheinander, dennoch bereit, ihr tägliches Ei zu legen; selbst der ansonsten faule Kater machte sich auf, nach geeigneter Beute Ausschau zu halten - was ihm, das nur nebenbei, zur Freude und Erleichterung von Familie Feldmaus, nur selten gelang. Wenn einem also ein derartiger Einfluss zugeschrieben wird, wie in diesem Fall dem Hahn, dann kann man verstehen, das dieses Federvieh landauf landab zum stolzieren neigt. Aber wie das so oft ist: der Erfolg lässt einen mit der Zeit übermütig werden, und dann neigt auch das Federtier zur Übertreibung und kräht mehr als nötig. In der Folge kann es dann schon mal passieren, dass sich so ein Gallus gallus domesticus eines Sonntags in gebratenem Zustand oder in der Suppe wiederfindet und somit, verzeih mir die Plattheit, kein Hahn mehr nach ihm kräht.
Aber die Zeiten ändern sich. Der letzte freie Hahn ist längst zwangseingewiesen, das Krähen abgelöst vom Kläffen des Hundes, vorzugsweise in der Nachbarschaft, vorzugsweise Terrier. Nur scheint der Hund, inklusive Terrier, im Gegensatz zum längst in Vergessenheit geratenen Hahn, bedauerlicherweise keinerlei Zeitgefühl zu haben, kläfft also Nacht wie Tag und vor allem, aus für den um den Schlaf gebrachten, meist unerfindlichen Gründen, stundenlang, rhythmisch, ausdauernd, ohne eine Spur von Müdigkeit zu zeigen. Übrigens eine Lehrstunde für jeden ambitionierten Sänger. Herrchen wie Frauchen bemühen sich dabei nach Kräften, ihrer selbsternannten Verniedlichung auch in Sachen Hundeerziehung alle Ehre zu machen, stopfen sich Petersilie in die Ohren und wünschen eine geruhsame Nacht.
Im Watt dagegen herrscht Ruhe. Watt’n Glück.

Montag, 26. August 2013

Der Tod als einfallsreicher Geselle

Bernsen lässt den Frost ziehen. Bernsen ist nicht mehr wütend. Bernsen trauert. Arme Sau. Und das meint der Bernsen wörtlich. Nicht auf sich oder auf den Frost bezogen. Auf die Sau, das Schwein. Zur Abwechslung muss aber an dieser Stelle sehr genau differenziert werden, wann ist das gemeine Hausschwein gemeint, korrekt: Sus scrofa domestica - im folgenden Fall also ehrlich zu betrauern - und wann mutiert der Mensch zum schimpfwörtlichen Schwein und ist somit im Falle seines Ablebens eher weniger zu betrauern. Im ersten Moment also hat der Bernsen geschrien und getobt, aber dann ist er ganz leise geworden, fast hat er nur noch geflüstert: "Diese Schweine bringen Schweine um." Nicht das der Bernsen plötzlich zum Veganer geworden wäre, das nicht. Schweine leben bei uns nun mal, um zu sterben und gegessen zu werden. Aber Bernsen ging es in diesem Fall um das wie und wozu.
Denn da fehlt hoffentlich nicht nur dem Bernsen das Verständnis, wenn Schweine Schweine unter Lawinen begraben - nicht um die Schweinegrippe vergessen zu machen, quasi Schnee von Gestern - sondern um zu testen, wie lange Schweine es unter der Schneemasse aushalten. Und wenn andere Schweine, nur etwas weiter nördlich, Schweine in die Luft sprengen, um die Wirkung von Terrorbomben zu testen, dann bleibt einem auch am Watt die Luft weg und du fühlst fast wie das Schwein unter der Lawine.

Und zu schlechter Letzt: während Schweine umbringende Schweine sich weiter ungestraft Mensch nennen dürfen, muss der Kormoran am Steinhuder Meer damit rechnen, demnächst wieder völlig legal abgeknallt zu werden. Aber, und das zur Beruhigung, es gibt eine Kormoran Verordnung. Und die Verordner, das weiß auch Bernsen, die regeln das schon, wer oder was Schwein ist und was fliegen darf und wo.

Watt'n Skandal

Freitag, 14. Juni 2013

Kamele im Watt

Bernsen hat ihr nur die Zeitung vor die Nase gelegt und mit spitzem Finger auf den Artikel getippt. Gesagt hat er nichts. Nur stolz nach hinten gelehnt hat er sich und wohlig durchgeatmet. Er hat es geahnt. Sietje hat erst den Artikel gelesen und dann hat sie ihren Bernsen ganz verklärt angesehen und ihn ehrlich aber still bewundert. Was sollte sie auch sagen. Die Tatsachen sprachen eindeutig für Bernsens Gabe. Erst sieht er die Fata Morgana im Watt und jetzt kommen auch noch die Kamele dazu. Nicht dass Bernsen direkt die Kamele schon gesehen hätte bei seiner letzten Wanderung durchs Watt. Aber geahnt hat er es, quasie chiffrierte Wahrnehmung. Fata Morgana - Wüste - Kamele. Logisch. Und schon ist der Bernsen ein Prophet. Zumindest für Sietje. Und im Watt vor Neuwerk, am 18. August 2010, da zieht die Karawane ihres Weges von Sahlenburg nach Neuwerk.
Watt'n Spektakel

Donnerstag, 13. Juni 2013

Fata Morgana im Watt

Gestern hat der Bernsen mal wieder ordentlich an sich gezweifelt. Warum? Weil er plötzlich Sachen gesehen hat die es gar nicht gibt. Oder es gab sie vielleicht, aber sie standen auf dem Kopf oder waren plötzlich riesig oder zweimal, quasi Spontanzwilling. Immer wieder hat er die Augen zusammengekniffen, gändert hat das nichts. Sietje meinte, er hätte nur zu lange Geburtstag gefeiert mit Jensen und den Nachbarn. Aber davon wollte Bernsen nichts wissen. Er wollte ja nur mal bei Niedrigwasser raus an den Priel, ein Runde schwimmen und plötzlich hat der Bernsen sich gefühlt wie in der Wüste. Immerhin fiel ihm jetzt das Wort ein, nach dem er schon den ganzen Tag gesucht hatte, um Sietje begreiflich zu machen, dass er nicht wirr im Kopf ist und auch keinen Kater hat. Fata Morgana. Und dann hat er darüber noch einen Artikel gelesen und seitdem weiss er bescheid. Fata Morgan im Watt. Na denn.

Donnerstag, 3. Juni 2010

Zitat des Monats Juni

"Warum sollte ich mit dir reden?"
"Weil eine Lüge über die ganze Welt laufen kann, bevor die Wahrheit ihre Stiefel angezogen hat." Terry Pratchett

An dem Morgen, an dem Bernsen diesen Satz gelesen hat, da hat er sich mal ein bisschen beeilt mit Stiefel anziehen, bevor er ins Watt raus ist. Und Sietje, die hat erst gestaunt, dann hat sie sich gewundert und zum Ende des Tages hin, da hat sie sich auch noch geärgert. Gestaunt hat sie über den Bernsen, wie schnell der plötzlich in die Stiefel kam, als gäb's im Watt das neue iPad für umsonst. Dann hat sie sich gewundert, dass der Bernsen seine Stiefel selbst am Nachmittag zum Kaffee nicht mehr ausziehen wollte. Aber gesagt hat sie lange Zeit nichts. Weil wenn du ins Watt rast, weil du glaubst da gibt es ein iPad umsonst und dann gibt's wieder nur Muscheln und so'n Zeug, dann kann einen schon mal der Frust überkommen und du hast absolut keine Lust deine Stiefel auszuziehen und starrst lieber vor dich hin und denkst an die Schlechtigkeit der Welt, so dachte Sietje. Denn der Bernsen, der hat auch nichts gesagt. Und wenn Bernsen nichts sagt, dann denkt er eben und dann hat Sietje durchaus Verständnis und denkt sich eben auch ihr Teil und sagt lieber nichts. Nur als Bernsen dann mit seinen Schlickstiefeln auch noch ins Bett wollte und irgendwas von "dem Lug und Trug ein Schnippchen schlagen" gemurmelt hat, da war dann endgültig Schluss mit Denken. Da hat Sietje energisch den Kopf geschüttelt und ihm dann so richtig die Meinung gesagt, so richtig offen und laut und ehrlich wie lange nicht mehr - quasi denkfreie Beschimpfung. Bernsen hat kurz gezuckt und weiter gegrübelt. Erst als Sietje dann laut gedroht hat auszuwandern, da hat er sich dann doch einen Ruck gegeben und die Stiefel ausgezogen. Aber, wer Bernsen kennt der weiß: Ein Wattwurm gibt so leicht nicht auf. Sietjes Vorträge hin oder her. Die Stiefel hat er ganz nah ans Bett gestellt. Morgen würde er den Lügen dieser Welt den Garaus bereiten, ganz sicher, die kämen nicht mal bis Weddewarden.

Watt'n Satz

Dienstag, 23. Februar 2010

Dekadenz des Tages

Bernsen ist es leid, immer den Hungerleider zu geben und ruft zur täglichen Dekadenz auf. Konkret: jeden Tag sollte jeder Mensch mindestens für fünfzehn Minuten die Möglichkeit erhalten, sich spätrömisch dekadent zu verhalten.
Wer dann demnächst Menschen sieht, die sich dekadent verhalten oder wer der Initiative zur Förderung spätrömischer Dekadenz beitreten möchte, bitte direkt bei Bernsen melden. Bernsen sammelt das und schickt die gesammelte Dekadenz dann an Guido - weil Menschen freuen sich doch, wenn sie sich bestätigt sehen.

Watt'n Text