Donnerstag, 29. Oktober 2009

Willkommen im Packeis

Die "Süddeutsche", eine tolle Zeitung - inhaltlich.
Aber: Die SZ landet immer seltener in meinem Briefkasten. Das kann mal vorkommen, kein Problem. Man muss sich ja auch nicht immer gleich beschweren. Da geht man dann eben zum Kiosk mit ein, zwei Euro in der Tasche oder seinem Gutscheinheft, dass einem vor Urzeiten mal ein freundlicher Mitarbeiter der SZ zugeschickt hat, und holt sich seine geliebte Tageslektüre. Kein Thema, das hat man nach zehn Minuten wieder vergessen.

Dann aber steh ich immer häufiger vor der leeren Zeitungsrolle, die Gutscheine sind aufgebraucht, die Euros sitzen plötzlich nicht mehr so locker und nach ein paar weiteren SZ-freien Tagen komme ich ins Grübeln. Also doch mal in der Abo-Abteilung anrufen? Immerhin: Inzwischen kosten die Anrufe auch bei der SZ 14 Cent pro Minute. Egal. Der groovende Bass in der Warteschleife hat Stil, da merkt man gleich: hier bist du nicht bei irgendeiner Versicherung gelandet, hier ist anders. Irgendwann nimmt eine Mitarbeiterin ab, bedauert mich und verspricht Besserung. Dann gibt sie mir noch den Tipp, meine nächste Beschwerde doch online über die Rubrik "Abo & Service" abzuwickeln, das wäre dann immerhin kostenfrei. Super Tipp. Mach ich dann auch gleich in der folgenden Woche. Ich logge mich ein und stelle fest: ich habe drei Möglichkeiten des Ausgleichs. Erste Möglichkeit: Ich möchte, dass die Zeitung pünktlich kommt. Klar möchte ich das, also klick auf den Button. Zweite Möglichkeit: Ich möchte die nicht erhaltene Zeitung erstattet bekommen. Klar, wieso sollte ich für etwas bezahlen, was ich nicht bekommen habe. Also klick auf den Button. Dritte Möglichkeit: Nachschicken. Ist mir aber zu alt, also kein Klick. Jetzt aber. Die erste Möglichkeit ist plötzlich wieder gelöscht. Klick ich wieder auf die erste ist die zweite Variante weg und so weiter immer hin und her. Da kann man klicken bis die Maus aufjault, es hilft nichts: Wenn ich als Abonnent die SZ nicht bekommen habe, muss ich mich entscheiden: Geld oder pünktlich oder morgen die Zeitung von gestern. Zusammen geht nicht. Ich bemerke ein leichtes Zucken im linken Augenlid und klicke auf "erstatten".

Drei weitere nicht erhaltene Zeitungen später. Wieder ein Anruf in der Abo-Abteilung - dieser Groove ... Die Mitarbeiterin ist ehrlich empört, wie man mir so was antun kann, ich armer, und schon so oft, sie sieht das ja auf ihrem Monitor und sie trägt es ein und sagt's sofort einer Sachbearbeiterin und die wird mir dann zumindest wieder so ein Gutscheinheft schicken, weil das kann sie nicht entscheiden, danke und einen schönen Tag noch.
Jetzt, nicht dass ich auf den Anruf gewartet hätte, aber ich habe mir dann schon Sorgen gemacht um die Sachbearbeiterin. Wahrscheinlich hat sie Schweinegrippe und da habe ich dann schon Verständnis, dass sie nicht anruft. Und es gibt ja auch noch den Kiosk.

Nächster Tag, wieder keine Zeitung. Und nebenbei: Die Stimmung beim Frühstück war im Eimer. Ich also ran an den Rechner, rein ins Netz, SZ aufgerufen, klick auf "erstatten", bis die Maus quietscht, und dann noch klick auf Kontakt. Jetzt schreib ich mal, wie ich das finde. Auch hier habe ich wieder die Möglichkeit der Themenwahl - die SZ hilft ja gerne und nimmt dem Kunden das Denken ab wo sie kann - das Thema "Beschwerde" ist allerdings nicht vorgesehen. Egal. Ich schreibe also fleißig und nach etwa gefühlten reichlichen Minuten klicke ich beschwingt auf "senden". Wunderbar, ich habe meinem Frust Luft gemacht und werde heute voraussichtlich doch nicht an einem Herzinfarkt sterben. Erleichtert will ich mich gerade meiner Arbeit widmen, da schickt mir das System der SZ eine Meldung auf den Bildschirm: Kein "Danke für Ihre Mail" oder ähnliches, sondern: "Es trat ein Fehler im System auf. Wir konnten Ihre Eingabe leider nicht bearbeiten. Bitte versuchen Sie es später noch mal." Oder so ähnlich.

Mein Augenarzt sagt immer, ich soll nicht so viel starren, sondern öfter blinzeln, wenn ich am PC sitze, die Augen trocknen sonst aus. Ich werde also in die Apotheke gehen müssen und mir Augentropfen holen. Auf dem Rückweg komme ich an einem Kiosk vorbei, da werde ich mir die FAZ kaufen. Der Mensch braucht ja mal Abwechslung.
Watt'n Text

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