Donnerstag, 21. Januar 2010

Mord im Watt

Bernsen stand regungslos am Strand und starrte ins Nichts. Nicht das da nichts gewesen wäre, im Gegenteil, aber Bernsen hatte gerade so viel gesehen, dass er schon wieder nichts mehr sehen konnte - oder wollte, das weiß man bei Bernsen ja nie so genau, ob er was absichtlich macht oder eben nicht. Aber jetzt stand er am Strand wie der Förster im Wald, der vor lauter Bäumen auch nicht mehr sieht wo er eigentlich ist. Für den Förster mag das kein großes Problem sein, früher oder später wird der Wald Baum für Baum gefällt und dann hat er wieder freie Sicht. Bernsen aber hatte gerade ein mächtiges Problem. So mächtig, da kann man getrost sagen: das Grauen hatte ihn gepackt. Und das Schlimmste: das Grauen würde ihn sicher nicht so schnell wieder loslassen, so hat der Bernsen ins Nichts gestarrt. Du denkst jetzt vielleicht, der stand einfach im Nebel und hat die Orientierung verloren und irgendwie ist es doch gerade um uns alle herum ziemlich Grau, also was soll's. Aber nichts da, bei dem Bernsen war das anders. Das Grauen hatte ihn gepackt und erstarren lassen. Quasi tiefgefroren. Was ja in diesen Tagen auch wieder nicht verwunderlich wäre, zugegeben. Aber innerlich da bebte, brodelte es in dem Mann - und wie. Unter seiner Schädeldecke begann ein Entschluss zu reifen, da schwollen die Synapsen an und verdichteten sich zu einem einzigen Gedanken: Rache. Diesmal würde er nicht eher ruhen, bis er den Mörder seiner Freunde gefunden hatte, dieses mal nicht; er würde ihn jagen und treiben und wenn es sein mußte bis ans Ende der Welt. Der heimtückische Schlächter mochte fliehen so weit er wollte, sich in den Norden verziehen, wie schon so oft, egal, Bernsen würde ihm selbst bis ins Packeis folgen. Dort würde er ihn stellen und dann würde er mit dem Frost abrechnen, endgültig.

Watt'n Krimi

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