Donnerstag, 19. November 2009

Von Keksen und Seelenverkäufern

Wenn es sich nicht um einen Keks handeln würde, könnte man glatt rufen: Da haben wir den Salat! Aber der Bernsen hat sich mal wieder dermaßen aufgeregt ...

Hör zu: Bernsen fand zwar die Musik von dem Schlick beruhigend, aber das mit dem Spekulatius hat ihm im Nachhinein gar nicht gefallen. Warum ich ihm ausgerechnet einen Spekulatius zum Tee gegeben hätte und nicht einfach einen stink normalen Butterkeks oder einen Schokoriegel oder einen Schiffszwieback, der hätte es auch getan. Aber ausgerechnet Spekulatius! Der Bernsen wollte gar nicht mehr aufhören zu lamentieren, so hat er sich aufgeregt, sozusagen diametral entgegengesetzt zu der Beruhigung vom Vortag. Wenn dich aber ein Mensch so voll lamentiert, sozusagen bis ins höchste Lamento aufsteigt und dich dabei so vorwurfsvoll ansieht wie der Bernsen jetzt und du schließlich erschöpft die Hände hebst und schuldbewusst was von Gedankenlosigkeit murmelst, dann macht so ein Gemurmel die Menschen nur noch rasender. Aber Beruhigungsregel 856d besagt: vor Wut rasende Menschen rasen lassen, irgendwann ist die Batterie leer, und dann kannst du das Problem in Ruhe klären. Bernsen war jetzt allerdings gerade wie frisch von der Steckdose: Haare quer ab und mit einer Gesichtsfarbe wie ein Leuchtfeuer hat er jetzt nicht mehr lamentiert, sondern geschrien. "Verräter!" Und dass ich schuld sei, wenn er auswandern müsste. Der vermaledeite Keks würde garantiert seinen Ruf ruinieren. "Vom scheinbar unschuldigen Spekulatius ist es doch nur ein Gedankensprung zum Seelenverkäufer", hat er geschrien. "Von wegen unschuldiger Spekulatius. Spekulatius, spekulieren, Spekulant und dann noch eine Synapse weiter und zack, landet man beim Spekulanten und dann beim Broker und Banker, und dann hat man die Weltwirtschaft in die Krise getrieben und schon bleibt einem der verfluchte Keks im Hals stecken, Schlick hin, Schlick her." Bernsen hat schon die Schlagzeile vor sich gesehen: "Friese stürzt Welt mit Spekulatius ins Elend!"
Dann ist er raus. Der Bernsen ist schon ein richtiger Sturkopf. Wenn sich bei dem mal ein Gedanke festgesetzt hat ...
Zwei Stunden später war er wieder da. Haare angelegt, Gesichtsfarbe normal. Und damit das nicht ausufert und Bernsen und der Spekulatius nicht weiter verunglimpft werden, hat er darauf bestanden, an dieser Stelle ein Rezept zu veröffentlichen. Quasi Wiedergutmachung. Geht klar. Hier ein Rezept aus dem Band: "Wir kochen gut", Leipzig: Verlag für die Frau, 1963, S. 240
Spekulatius - 150 g Margarine, 100 g Zucker, 1 großes oder 2 kleine Eier, je 1 Prise Salz, Kardamom, Ingwer und Muskatblüte, ½ Teelöffel Zimt, 65 g geriebene süße und 3 bittere Mandeln, 250 g Mehl, 1 Prise Backpulver. Die Margarine schaumig rühren und mit allen übrigen Zutaten zu einem Teig verarbeiten.
Fehlen noch die Ausstechformen und die Backzeit und Backtemperatur. Aber was wäre das Leben ohne Experimente.

Watt'n Schmaus

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