Samstag, 7. September 2013

Gefiederte Freunde des Watts I

Heute: Gallus gallus domesticus, das Haushuhn.
Damals, als der Hahn in ländlicher Idylle allmorgendlich beim ersten Sonnenstrahl auf den Misthaufen kletterte und krähte, wusste nicht nur der noch sehr junge Bernsen, es ist Zeit. Raus aus dem Bett, rein in die Stiefel, in der Küche duftete es bereits nach Kaffee und lediglich der Vater wälzte sich und hoffte wie jeden Morgen auf Erbarmen, bevor auch er dem Drängen des Hahns nachgeben musste und sich aus dem Bett rollte. Im Stall stiegen unterdessen die Hühner von der Stange, lamentierten wie immer lauthals und durcheinander, dennoch bereit, ihr tägliches Ei zu legen; selbst der ansonsten faule Kater machte sich auf, nach geeigneter Beute Ausschau zu halten - was ihm, das nur nebenbei, zur Freude und Erleichterung von Familie Feldmaus, nur selten gelang. Wenn einem also ein derartiger Einfluss zugeschrieben wird, wie in diesem Fall dem Hahn, dann kann man verstehen, das dieses Federvieh landauf landab zum stolzieren neigt. Aber wie das so oft ist: der Erfolg lässt einen mit der Zeit übermütig werden, und dann neigt auch das Federtier zur Übertreibung und kräht mehr als nötig. In der Folge kann es dann schon mal passieren, dass sich so ein Gallus gallus domesticus eines Sonntags in gebratenem Zustand oder in der Suppe wiederfindet und somit, verzeih mir die Plattheit, kein Hahn mehr nach ihm kräht.
Aber die Zeiten ändern sich. Der letzte freie Hahn ist längst zwangseingewiesen, das Krähen abgelöst vom Kläffen des Hundes, vorzugsweise in der Nachbarschaft, vorzugsweise Terrier. Nur scheint der Hund, inklusive Terrier, im Gegensatz zum längst in Vergessenheit geratenen Hahn, bedauerlicherweise keinerlei Zeitgefühl zu haben, kläfft also Nacht wie Tag und vor allem, aus für den um den Schlaf gebrachten, meist unerfindlichen Gründen, stundenlang, rhythmisch, ausdauernd, ohne eine Spur von Müdigkeit zu zeigen. Übrigens eine Lehrstunde für jeden ambitionierten Sänger. Herrchen wie Frauchen bemühen sich dabei nach Kräften, ihrer selbsternannten Verniedlichung auch in Sachen Hundeerziehung alle Ehre zu machen, stopfen sich Petersilie in die Ohren und wünschen eine geruhsame Nacht.
Im Watt dagegen herrscht Ruhe. Watt’n Glück.

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